CoboCards-Gründer Ali Yildirim erblindet und gründet Social Start-Up
Vor einigen Wochen stürzte der plötzliche Tod der ErdbeerLounge-Gründerin Stephanie Staar die Start-Up Szene in tiefe Trauer. Jetzt gibt es eine weitere traurige, jedoch gleichzeitig ermutigende Nachricht vom Gründer der Lernplattform CoboCards, Ali Yildirim, zu verkünden.
Der 36-Jährige ist mittlerweile fast blind. Die in den letzten Jahren immer schneller fortschreitende Erkrankung namens Retinitis pigmentosa sorgte dafür, dass er nur noch im Zentrum des Auges ca. 2% sehen kann. Dies führte auch dazu, dass er sich 2013 aus dem operativen Geschäft der CoboCards GmbH zurückzog und die Rolle des Geschäftsführers seinem Gründerkollegen Tamim Swaid übergab.
Die Erblindung hat den gebürtigen Aachener jedoch nicht davon abgehalten, weiterhin an sich zu arbeiten. Zwar ist nun alles sehr viel schwieriger und einiges nicht mehr möglich. Neue Ideen generieren kann er dennoch.
So wie im Mai diesen Jahres, als er eine Messe in Frankfurt a.M. besuchen wollte. „Alleine geht das nicht mehr“, berichtet Yildirim. Als niemand zur Verfügung stand und es auch sonst keine Lösungen zur Verfügung standen, die Menschen mit Behinderung im Alltag helfen konnten, beschloss er in bester Gründermarnier selbst eine Lösung zu finden.
Sein Projekt nennt er begleithilfe.de. Auf der Plattform sollen älteren und Menschen mit Behinderung Begleitpersonen vermittelt werden. So wie man es von Putzhilfevermittlungen kennt.
Dabei ist Yildirim nicht unbedingt profitgetrieben. Er möchte für mehr soziale Teilhabe im Leben älterer und behinderter Menschen sorgen. „Seitdem ich kaum noch alleine raus kann, verbringe ich 90% meiner Zeit zu Hause“, sagt der Gründer. Damit fallen Freizeitaktivitäten wie Kinobesuche oder Events ins Wasser. Die Folge ist eine Isolation dieser Menschen.
Yildirim ist nach seinen Marktanalysen sicher, dass es einen enormen Bedarf für derartige Dienste gibt. Insbesondere im Hinblick auf die demografische Entwicklung. Die schreitet schneller voran, als bisher angenommen. Professor Bomsdorf von der Universität zu Köln gibt in einem FAZ-Interview an, dass 2060 50% der Deutschen über 51 sein werden. Die Zahl der über 90-Jährigen soll sich von aktuell 650.000 verfünffachen (3.3 Millionen).
Yildirims soziales Unternehmen hat somit Zukunft. So sieht es auch der Inkubator Social Impact, der den engagierten Entrepreneur trotz seiner erheblichen Beeinträchtigung in sein Stipendienprogramm aufgenommen hat.
Beispiele wie die von Ali Yildirim machen Mut. An ihm können sich jüngere Gründungswillige ein Beispiel nehmen. Ein Hindernis hält einen auf. Jedoch nicht für immer. Harte Arbeit und ein eiserner Wille können selbst das fehlende Augenlicht kompensieren.