„Gute Startup-Ideen haben bei uns immer eine Chance“
Rund 300.000 Neugründungen gab es 2015 in Deutschland. Erweitert man das Blickfeld um die Schweiz und Österreich, kommt man auf die Zahl 378.192 Gründungen im Jahr 2015. Das sind mindestens 378.192 Menschen pro Jahr, die ihren Job aufgeben und sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllen.
Bei der Gründung von Startups stolpern irgendwann alle über das gleiche Problem: Die Kapitallücke. Während in den USA Finanzierungsrunden über drei Millionen Dollar der Normalfall sind, kämpfen Gründer in Deutschland oft um 30.000 Euro, und selbst das mit ungewissem Ausgang.
Seit viereinhalb Jahren trägt die Finanzierung über die Crowd dazu bei, diese Kapitallücke kleiner zu machen und mehr Gründungen zu ermöglichen. Seit den ersten über die Crowd finanzierten Unternehmen ist im Bereich Crowdinvesting einiges passiert.
Mittlerweile sind allein über die Crowdinvestingplattform Companisto bereits über 35 Millionen in junge Unternehmen investiert worden. Deutlich wird dabei: Crowdinvesting eigenet sich für viele Geschäftsmodelle – und nicht nur für bestimmte Startups wie B2C – Modelle und Komsumentenprodukte.
Für welche Startups kommt Crowdinvesting in Frage? Und wie startet man auf einer Crowdinvestingplattform? NRW-Startups hat mit Robert Frackowiak, Head of Investment bei Companisto darüber gesprochen, wie Startups gemeinsam mit der Crowd wachsen können.
NRW-Startups: Companisto war kürzlich in Köln. Ihr habt auch in einem Video über die Startup-Szene NRW berichtet: Wie war euer Eindruck?
Robert Frackowiak: Meine Kollegin Cristin Liekfeldt war für zwei Tage in NRW, um dort zu drehen. Die Exkursion nach Köln hat ihr meines Wissens wirklich gut gefallen. Deutschlands Gründerszene ist überall spannend! Wir freuen uns deshalb sehr, künftig noch mehr Gründerinnen und Gründer aus Nordrhein-Westfalen kennen zu lernen.
NRW-Startups: Wie ist die Idee zu Companisto entstanden?
Robert Frackowiak: Tamo Zwinge und David Rhotert, die beiden Gründer von Companisto, hatten 2001 eine Startup-Idee und stießen bei der Kapitalsuche sehr rasch auf die bekannte Wagniskapitallücke. Wie so viele Gründer haben sie es mit Friends and Family geschafft, sich doch noch zu finanzieren. Aber seit diesem Zeitpunkt hat diese Erfahrung in ihnen gebohrt – sie wollten dieses Problem angehen und mehr Menschen die Teilhabe an innovativen Geschäftsideen ermöglichen. Man fühlt ja als Entrepreneur auch mit all den anderen Gründern mit, die das Finanzierungs-Problem haben. Companisto hat selbst zwei Finanzierungsrunden mit unseren Companisten durchgeführt. Wir selbst greifen ebenfalls in Sachen Feedback oft auf unsere Crowd zurück. Die ist die beste kritische Masse, die wir uns vorstellen können.
NRW-Startups: Welche Art von Finanzierungsrunden sind bei euch möglich
Wir finanzieren junge Unternehmen bis zu einem Umfang von 2,5 Mio Euro. Auch größere Runden sind möglich; dazu muss dann jeweils ein Prospekt für die Finanzaufsichtsbehörde BaFin erstellt werden. Wir haben sowohl B2C- als auch B2B-Unternehmen finanziert. Was die Branchen anbetrifft, so sind wir völlig offen – ob E-Commerce, Hardware, SaaS, Technologie im Allgemeinen, Food oder GreenTech, bei uns wurden viele Geschäftsmodelle erfolgreich finanziert. Wir entwickeln Crowdinvesting außerdem ständig weiter, entwickeln die Beteiligungen weiter und arbeiten an der stärkeren Vernetzung der Crowd mit den Startups.
Im Sommer haben wir ein eigenes Companisto-Family-Programm auf die Beine gestellt, das unser breites Netzwerk nutzt und den Startups auch nach der Finanzierungsrunde bei der Skalierbarkeit der Geschäftsidee hilft. PwC ist dabei einer unserer Kooperationspartner. Wir wollen langfristig ein wertvoller Partner für Gründer und Startups werden
NRW-Startups: Stichwort Startupfinanzierung: Welche Startups haben eine Chance, bei Companisto vorgestellt zu werden? Und wie hat man Erfolg bei der Crowd?
Robert Frackowiak: Unternehmen müssen einen mehrstufigen Prozess durchlaufen. Hier legen wir großen Wert auf den Innovationsgrad, auf das Team und natürlich auf das Potenzial des Startups. Dies ist eine Gemeinsamkeit, die alle unsere Unternehmen teilen, egal ob Frühphase oder Wachstumsphase, Hardware oder Software, Food oder Tech. Gute Startup-Ideen haben bei uns immer eine Chance, für eine Startupfinanzierung vorgestellt zu werden. Über unsere Seite www.companisto.com/de/apply-as-startup können interessierte Startups und Wachstumsunternehmen ihr Pitch-Deck hochladen.
Der Erfolg gelingt über eine offene und ehrliche Kommunikation mit den Investoren, über Engagement und ein überzeugendes Produkt oder eine ebensolche Dienstleistung. Das Pitchvideo ist auch enorm wichtig, denn es vermittelt sehr persönlich, wie das Gründerteam „tickt“. Was sonst noch alles dazugehört, könnt ihr auf unserem Blog lesen, oder aber noch besser: ihr sprecht uns direkt an.
NRW-Startups: Wie viele Exits gab es bei euch schon?
Wir haben bis zu diesem Zeitpunkt drei Startups finanziert, die den Exit bereits geschafft haben. Dazu zählen 5 Cups and some Sugar, ein Tee-Unternehmen aus Berlin, Foodist aus Hamburg, das monatlich Gourmet-Food-Boxen verschickt und Doxter, eine Buchungsplattform für Arzttermine aus Berlin. Sie wurde gerade durch den luxemburgischen Mitbewerber Doctena übernommen. 2012 stand Doxter ganz am Anfang und bestand nur aus den drei Gründern. Heute hat das Unternehmen 12 Mitarbeiter. Doxter war das allererste Projekt auf Companisto. Die Erfolgsstory ist daher auch für uns eine riesen Freude! Die anderen Unternehmen haben dabei noch alle Zeit der Welt. Mit den ersten Exits rechnet man ja im Normalfall nach fünf Jahren. Mitglied in der Companisto Familie bleibt man aber auch nach dem Exit!
NRW-Startups: Vielen Dank für das Interview.