Die eigene Produktidee vermarkten – mit Hilfe aus dem Netz
Menschen mit einer Produktidee stehen vor dem Problem, dass sie nicht wissen, wie sie diese verwirklichen und auf den Markt bringen können. Jedoch gibt es im Netz zahlreiche Möglichkeiten, sich kostenlose Unterstützung bei der Produktrealisierung zu holen.
Man hat die beste Produktidee aller Zeiten, ist vom Erfolg überzeugt, merkt aber schnell, dass es gar nicht so einfach wäre, die Idee zu verwirklichen. Viele Faktoren hindern vor allem Privatpersonen daran, die eigene Produktidee in ein fertiges Produkt umzusetzen. Dazu zählen unter anderem die Finanzierung, welche bei einer Produktentwicklung gerne mal in die Hunderttausende gehen kann, das fehlende Know-how, welches man für die technische Umsetzung, die Produktion und viele weitere Bereiche braucht oder auch einfach nur die Zeit, die heutzutage immer knapper wird.
In diesem Artikel möchte ich drei verschiedene Varianten betrachten, die eigene Produktidee erfolgreich zu vermarkten, ohne dabei die ganze Arbeit bzw. Finanzierung bis zur Markteinführung selbst übernehmen zu müssen.
Crowdfunding – Finanzierung durch die Masse
Auf den bekannteren Crowdfunding-Plattformen, wie Kickstarter oder Indiegogo, hat man die Möglichkeit, seine Produktidee einzustellen und auf die finanzielle Unterstützung der Nutzer zu hoffen.
Das Prinzip ist einfach, die Umsetzung allerdings sehr zeitaufwändig.
Im Gespräch mit Dennis Schenkel, einem Kölner Experten für Crowdfunding und dem Veranstalter des Crowd-Day, wurde schnell deutlich, dass eine gelungene Crowdfunding-Kampagne einiges an Zeit und Geld verschlingen kann. So sollte man mindestens zwei bis drei Monate Vorbereitungszeit ohne die eigentliche Produktentwicklung einplanen, um unter anderem folgende Aufgaben im Vorab zu erledigen:
- Detaillierte Produktkalkulation
- Patentresearch
- Marktanalyse
- Konkurrenzanalyse
- Zielgruppenanalyse
- Markenentwicklung
- Markenwerte
- Namensfindung
- Marktpositionierung
- Marketing
- Website
- Social Media Marketing
- Verschiedene Werbemaßnahmen
- Kommunikation mit der Community
Hat man diese Schritte vollzogen, kommt es darauf an, ob die Produktidee die Nutzer überzeugt. Ist dies der Fall, wird von der Community teilweise weit über das Ziel hinaus finanziert. Die genauen Erfolgsquoten erhält man meistens auf der jeweiligen Plattform.
Viel Zeit, viel Effekt?
Es gibt also die zwei großen Crowdfunding-Plattformen, welche zwar Zeit und eventuell Geld kosten, allerdings die gerade in der kostenintensiven Phase, nämlich vor der Produktion, der tatsächlichen Vermarktung und dem Vertrieb finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Hier die Finanzierung durch die eigenen Kunden vorab zu stemmen, ist ein Riesen-Vorteil.
Außerdem ist der riesige Marketing-Effekt für die Idee natürlich nicht zu verachten. Plattformen wie Indiegogo und Kickstarter haben enorme Reichweiten, vor allem weil sie weltweit agieren und somit die Ideen nicht nur in Deutschland bekannt machen. Jeder, der seine Produktidee vermarkten will, sollte sich also gut überlegen, ob er die Reichweite einer solchen Crowdfunding-Plattform nutzen und die damit verbundenen Aufgaben auf sich nehmen will und kann.
Kickstarter nur bedingt für den deutschen Markt geeignet
Bei Kickstarter gibt es noch die Besonderheit, dass dort zurzeit noch nicht direkt aus Deutschland teilgenommen werden kann. Laut aktuellen Berichten soll sich das aber noch in diesem Herbst ändern.
2. Erfinderforen, Ideenplattformen
Neben den allgemein bekannten Crowdfunding-Plattformen gibt es weniger bekannte Alternativen. Es kann durchaus sinnvoll sein, seine Idee in Erfinderforen bekannt zu machen, um dort eventuell von Unternehmen entdeckt zu werden und vor allem Kontakte in die Erfinder-Szene zu erstellen. Ich habe schnell gelernt, dass Erfinder sich gegenseitig mit Kontakten und wertvollen Ratschlägen gerne weiterhelfen.
Es muss auf das Schutzrecht von Ideen geachtet werden
Andererseits sollte man – bevor man seine Idee in einem Forum veröffentlicht – alle Schutzmaßnahmen gut überdacht haben, da eine Idee für den Patent- bzw. Designschutz nach einer vorherigen Veröffentlichung unbrauchbar ist. Beim Designschutz ist das Ganze zwar mit einer Sechsmonatsfrist um einiges lockerer gehalten als beim Patent, doch trotzdem ist auch hier auf das richtige Verhalten zu achten.
Ein paar empfehlenswerte, aber nicht besonders hübsch aufgemachte Seiten sind Patent-Net, Einfach Genial oder Maragudakis.
Crowdsourcing-Plattform
Eine Möglichkeit, seine eigene Produktidee ohne viel Eigenaufwand zu verwirklichen, sind Crowdsourcing-Plattformen wie manugoo (Disclaimer: der Autor ist Co-Founder des Unternehmens). Hier kann jede Produktidee eingereicht und einem breiten Publikum zu präsentiert werden. Das Entwicklungsstadium spielt hierbei keine Rolle, Ideen können als Text, Skizze oder etwa als 3D-Rendering eingereicht werden.
Die Community entscheidet dann darüber, ob eine Idee weiterentwickelt werden soll. Bei der Einreichung hat jeder die Möglichkeit, Angaben zum Schutz des Produktes zu machen. Auf Wunsch gibt das manugoo-Team eine Einschätzung zum Potential der Idee.
Ideen, welche in die nächste Runde gewählt werden, werden dann gemeinsam weiterentwickelt. Das heißt, dass die Community eigene Vorschläge einreichen kann, an Abstimmungen zu unter anderem Funktionen, Form, Farbe und Preis teilnimmt und Fragebögen beantwortet. So wird aus einer oft noch nicht fertig ausgearbeiteten Idee ein marktreifes und auf den Endkonsumenten abgestimmtes Produkt. Das fertig entwickelte Produkt wird dann von manugoo hergestellt und auf den Markt gebracht.
Der Ideengeber erhält einen Anteil vom Umsatz des Produkts, der bei ca. 2,5% liegt. Dies lohnt sich insbesondere bei Produktionen in größeren Serien gehen. Vor allem, weil bis auf die Bereitstellung der Idee kein weiterer Aufwand anfällt. Den übrigen Anteil am Umsatz der Produktidee teilen sich die an der Idee beteiligten Nutzer aus der Community.
Allerdings konkurrieren die Ideen hierbei untereinander. Je mehr Produktideen eingereicht werden, desto schwieriger wird es, die Community auf die eigene Idee aufmerksam zu machen und die Community davon zu begeistern. Eine Umsatzgarantie bietet manugoo also nicht.
Fazit:
Grundsätzlich ist es jedem möglich, eine innovative Produktidee auf den Markt zu bringen. Die verschiedenen Onlineplattformen mit ihren jeweiligen Konzepten liefern dafür eine gute Grundlage. Reine Crowdfunding-Plattformen erfüllen eigentlich genau den Zweck der Produktrealisierung, setzten aber in der regel erst bei marktreifen Produkten an. Dementsprechend aufwändig sind die Vorleistungen. Stehen bereits erste finanzielle Mittel zur Verfügung und hat das Produkt bereits Marktreife, empfiehlt sich in den meisten Fällen eine Crowdfunding-Kampagne. Erfinderforen und -plattformen bieten eine wichtige Hilfestellung, sind aber in der Regel nicht auf die finale Realisierung einer Produktidee ausgerichtet.
Das Crowdsourcing-Konzept bietet die Mischung aus Crowdfunding-Plattform und Erfinder-Forum, indem es aus finanzieller Realisierung und gemeinsamer Produktentwicklung besteht.