Yacuna – Bitcoin Börse made in NRW
Zwei ehemalige Programmierer von ClickandBuy erzählen erstmals für NRW Startups über ihr Startup Yacuna, das sich bislang im Stealth-Modus befand. Yacuna ist eine Bitcoin Börse, die dank Multi Signature-Unterstützung und E-Bank-Lizenz sicher sein soll. Sie erklären auch, warum eine Integration der Bitcoin-Idee in ein System wie ClickandBuy nicht möglich war.
Zum Artikel: Wir begleiten Startups beim Launch eines neuen Produkts in zwei Teilen. Der erste Teil ist vor dem Launch. Darin zeigen wir verstärkt die Entstehung des Startups und die Entwicklung des Produkts. Im zweiten Teil gehen wir auf das Produkt selbst, die Finanzierung und die zukünftige Entwicklung ein.
Die Ausgangssituation
Die aktuellen Bezahlsysteme wie EC-Cash und Kreditkarte sind teuer, umständlich und langsam. Das ist die Erkenntnis der beiden Gründer Andrei Martchouk und Martin Wack, die über 10 Jahre den Code für das Bezahlsystem bei ClickandBuy entwickelten. Jahre, in denen es nach der Übernahme durch die Deutsche Telekom zunehmend bergab ging, wie sie schildern. 2009 wurde ClickandBuy von der Telekom übernommen, die Folge: Die Weiterentwicklung war weniger wichtig wie die Integration in den Konzern. „Als wir uns über Bitcoin Gedanken machten, war eine Integration des Protokolls in ClickandBuy schon nicht mehr möglich.“ erklärt Martin Wack, einer der Gründer von Yacuna.
Die Idee zu Yacuna hat ihren Ursprung vor circa zwei Jahren. Während sie sich durch Blogs und Tech-Magazine lasen, wurden sie den Eindruck nicht los, dass da gerade etwas passiert, etwas, an dem sie teilhaben wollten. Sie machten sich auf die Suche nach dem, was der Payment-Welt fehlte, und fanden es zu 90% im Bitcoin-Protokoll. Die Idee war geboren und wurde weiter entwickelt. Schließlich verließen beide ClickandBuy und kümmern sich seit dem vollzeit um Yacuna. Der Launch steht unmittelbar bevor.

Das Team
Andrei Martchouk ist einer der zwei Gründungsmittglieder von Yacuna, in einem Team aus acht. Er studierte Linguistik an der Universität in Minsk, Weißrussland, und arbeitete viel als Dolmetscher im technischen Bereich der Automobilbranche. Nach Abschluss des Studiums entschloss er sich für ein Zweitstudium, dass ihn Anfang 2001 nach Köln brachte, wo er als Tester für ClickandBuy in der ersten Etage im Mediapark 5 arbeitete (zwei Etagen unterhalb des Zimmers, in dem das Interview zu diesem Artikel geführt wurde).
Nach seinem Abschluss in 2004 stieg der Entwickler 2007 zum Chefarchitekten auf. Nach 14 Jahren verließ er im Januar dieses Jahres als Leiter der Entwicklung und Chefentwickler ClickandBuy, um sich voll und ganz um Yacuna kümmern zu können. Martchouk hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Köln.
Martin Wack ist der zweite Gründer. Seine Internet-Karriere begann 1995 im Saarland zusammen mit Freunden, die von diesem Internet gehört hatten. Während sie Ideen hatten, was man mit dem Internet alles machen könnte, bemerkten sie eins: Es gibt kein Internet im Saarland. Kurzerhand gründeten sie den Internet Service Provider netfab, der für kurze Zeit sogar regionaler Marktführer war. 1999 trat der Gründer von ClickandBuy Norbert Stangl (außerdem: Strato, 1&1) an sie heran, um die technische Entwicklung von ClickandBuy zu übernehmen. Das Team ging in ClickandBuy auf. netfab platzte in der Internetblase der Jahrtausendwende.
Die restlichen Mitglieder des Teams sind Bitcoin-Enthusiasten und Teil der Kölner Bitcoin-Szene. Stanislav Wolf, Mit-Organisator des Bitcoin-Stammtisches in Köln, ist für Yacuna als VP Product Development und als Organisator für das im September stattfindende World Bitcoin Forum weltweit unterwegs. Julian Schneider, ebenso Teil der Kölner Bitcoin-Szene, ist Anwalt und berät Yacuna. Er hielt auf der ersten Bitcoin-Konferenz Deutschlands einen Vortrag zum Thema „Steuer, Recht und Haftung: Ist Bitcoin gesetzlos?“. Zum Team gehören außerdem Entwickler und ein weiterer Experte.
Das Produkt
Yacuna versteht sich als Technologiebrücke, erklären die beiden Gründer im Interview mit NRW Startups. Bislang würde man sich entweder in der virtuellen Welt oder in der nicht-virtuellen aufhalten, also entweder mit Echt-Geld oder mit virtueller Währung bezahlen. Wenn man in Zukunft beim Bäcker ein Brötchen kauft, so die beiden Gründer, soll man einfach die Erlaubnis geben, den Gegenwert vom Konto abzubuchen. Ob das Konto mit Bitcoin, Lightcoin, Euro oder Dollar, oder einem Mix aus alledem gefüllt ist, soll dabei keine Rolle spielen. Der User soll einfach bezahlen können, jederzeit und in der Geschwindigkeit des Internets und nicht in der heutigen Geschwindigkeit eines veralteten Bezahlsystems, zum Beispiel Kreditkarte oder Lastschriftverfahren, das zudem völlig überteuert sei.
Bis es soweit sei, müsse Yacuna zunächst ein paar Zwischenschritte machen. Yacuna ist in der ersten Version zuerst eine Börse, also eine Matching-Plattform für Angebot und Nachfrage virtueller und nicht-virtueller Währungen. Den Start macht Yacuna mit Bitcoin, wobei geplant ist weitere virtuelle Währungen dazuzunehmen, abhängig vom Feedback der User. Wer sich bei Yacuna registriert, bekommt automatisch Unterkonten in verschiedene Währungen angelegt und ist dann in der Lage Exchange zwischen virtueller und nicht-virtueller Währung und Transaktionen durchzuführen. Entwickler können über die API Apps für das Verwalten des Wallets entwickeln.
Den „Fall Mt.Gox“ technisch unmöglich machen
Während zum Beispiel Mt.Gox sich im halb legalen Bereich aufhielt, soll Yacuna zunächst über einen externen Partner mit einer E-Bank-Lizenz ausgestattet sein. So unterliegen sie staatlicher Kontrolle und müssen sich der Regulierung unterwerfen, was zum Beispiel bedeutet 100% der verwalteten Geldmenge verfügbar zu haben. Dadurch würden Vorfälle wie bei Mt.Gox regulatorisch unterbunden.
Eine E-Bank-Lizenz für Börsen virtueller Währungen ist seit 2012 nichts Neues aber notwendig, um sich nicht im halblegalen Gebiet aufzuhalten. Neu sei allerdings wie die Prüfsumme innerhalb des Bitcoin-Protokolls erstellt wird. Keine der bislang auf dem Markt aktiven Börsen habe Multi Signature-Unterstützung, geben Martchouk und Wack an. Verwendet man das bereits im Bitcoin Protokoll angelegte Verfahren, gibt es drei Schlüssel statt bisher zwei. Für eine Transaktion sind dann mindestens zwei virtuelle Unterschriften für eine Transaktion notwendig. So kann Yacuna ohne Zustimmung von einer anderen Stelle keine Transaktionen durchführen. Der User weiß jederzeit, was mit seinem Geld passiert. Das die Bank an anderer Stelle das Geld ausgibt und sie dann nicht mehr auszahlen kann, wenn er es verloren hat, soll auch durch dieses Verfahren unmöglich sein.
Damit müsse man nicht mehr der Bank trauen, sondern der technologischen Basis. Diese könne jederzeit über das quelloffene Bitcoin-Protokoll eingesehen werden; über die Blockchain sind alle Transaktionen sichtbar. Während man beim aktuellen Bankenwesen nicht weiß, ob das Geld überhaupt noch da ist, ist das bei einer auf dem Bitcoin-Protokoll-basierten E-bank technisch ausgeschlossen.
Für den Launch ist technisch alles vorbereitet, erklären Andrei Martchouk und Martin Wack. Worauf sie warten ist der Papierkram, den sie für die Erteilung der Banklizenz noch abschließen müssen. Mitte Juli soll es dann los gehen.
Der zweite Teil dieses Artikels folgt nach Launch der Plattform und bezieht sich verstärkt auf das Produkt, das Business-Modell, Finanzierung und Geschäftsform sowie die perspektivische Entwicklung.
Webseite: Yacuna
Twitter: @YakunaAG
Event: Bitcoin Meetup Cologne 7. Juli 2014, Köln
Event: World Bitcoin Forum 1.+2. September 2014, Köln
Event: Bitcoin Konferenz
Meetup.com: Bitcoin Cologne